ALLIE (Berlin) + Band im Hamburger Nachtasyl

Datum der Veranstaltung: 5. November 2015 | Add to Flipboard Magazine.
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(CIS-intern) – Man begegnet ihm öfter da draußen. Diesem Charakter, der ziemlich viel von sich hält und das alle anderen schon gern mal wissen lässt. Aber er macht’s halt auf die charmante Art und nicht einfach wie so ein blasierter Angeber, weshalb man ihm dann auch nicht wirklich böse sein kann. Allie skizziert diesen Typus in seinem Song „This Is How I Go“ als Kunstfigur, die noch im Sterben voller Selbstüberhöhung deliriert.

Foto: Presse ALLIE

Mit der Single aus seinem vierten, schlicht Allie betitelten Album kultiviert der Berliner Musiker einen durchaus auch komischen Hyper-Realismus. „Solche Typen stecken in fast jedem Song der Platte“, sagt Allie. „Sie sind einerseits anmaßend, haben aber diesen inneren Stolz, wie Figuren in einem Wes Anderson-Film. Das spiegelt sich auch im Pathos der Musik wider: die Stücke sollen emotional treffen, mit den Chören, den großen Synthesizern, sollen kitschig, aber nicht lächerlich sein.“

So sorgt gleich zum Auftakt mit „Wtf4“ der Berliner Rapper und Dichter Black Cracker für einen wegweisenden Akzent. „Ich wollte unbedingt ein spoken word-Stück auf dem Album haben, und ich kenne niemanden, der Texte so vortragen kann wie Cracker. ‚Wtf4‘ ist für mich wie die Einleitung zu einem Buch.“ Pianist Nuño und die Opern-Stimme von houaïda bereichern dann weitere Kapitel wie „Needle In The Hay“ und „The Great“, ein Song, der das Unvermögen zu trauern und daraus resultierende Schuldgefühle auf den Punkt bringt. An den eigenen Ansprüchen scheitern in „Emo On A Beach“ in einem heruntergekommenen Urlaubsort auch die verlorenen Strandbar-Gestalten, die sich herzlich misstrauen und doch nicht voneinander lassen können.

„No No No No“ bringt das verstörende Bild des Pharaos, der sich dann doch nicht raustraut aus seinem Sarg. Auch eine Form der Anmaßung: Immer wieder auf Menschen zu warten, die doch bitte bestimmte Erwartungen erfüllen sollen. Bis man vor lauter Erwartung ewig warten wird. Es sind Songs, die man so in dieser Konsequenz und dem Mut zur großen Geste noch nicht gehört hat von Allie.

Das schwebende „The One“ gemahnt hingegen eher an Pink Floyd. „Ich hab viel kitschigen Stadion-Pop gehört, als ich das Album aufgenommen habe, viel Michael Jackson-Balladen wie ‚Human Nature‘. Aber vor allem New Age-Musik von Enya bis Suzanne Ciani“, sagt Allie. „Dabei habe ich mich immer gefragt, wie wohl eine düstere Version dieser flauschigen Musik klingen würde.“ Den anderen, aggressiveren Pol des Albums bilde zudem der Einfluss von Trap-Hip-Hop: „Was New Age und Trap für mich verbindet ist diese überwältigende, emotionale Direktheit.“

Eine ähnliche Atmosphäre schwebt Allie auch für die Live-Shows zur Veröffentlichung von Allie im Juni vor. Im Herbst sollen weitere folgen, auch im Ausland. Der Song-Flüsterer, der bisher brav hinterm Tischchen saß, hat dann ausgedient. Allie will seine neuen Stücke diesmal auch visuell ansprechend umsetzen: Mehr Licht, mehr Show, mehr Sinne, die sich angesprochen fühlen dürfen.

Nachtasyl
05.11.2015 // 21.30 Uhr
Eintritt 10 €

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