Niemand tanzt: Corona und die Jugendkultur

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(CIS-intern) – Niemand tanzt…oder doch? Kinder, Jugendliche und junge Künstler der Stiftung Kultur Palast Hamburg setzen über einen Flashmob auf dem Heiligengeistfeld einen Hilferuf ab. Hamburg, 29. Juli 2020. Die Schauspielerin Annette Frier sagte kürzlich: „Ich höre viel über die Automobilindustrie und andere Wirtschaftszweige. Über die Kultur wird nur wenig gesprochen, außer dass man sich freut, wenn gemeinsam Lieder gesungen werden. Aber das kann natürlich nicht die Lösung sein.“ Recht hat sie, denn die Kulturszene hat Corona besonders hart getroffen. Clubs und Theater geschlossen, größere Konzerte unmöglich. Kino mit Abstand kein kostendeckendes Vergnügen. Ja, es gibt in Hamburg den „Corona Recovery Fonds, die Neustartprämie (2.000 €) für Künstler.

Aber was ist mit der Jugendkultur in Stadtteilen wie Billstedt? In Stadtteilen, wo seit 40 Jahren die Stiftung Kultur Palast Hamburg über Tanz und Musik Brücken baut, Werte vermittelt und für Teilhabe und Integration jener jungen Menschen sorgt, die sonst schnell abgehängt wären? Die HipHop Academy der Stiftung, hatte darum am 1. Juli 2020 um 11.00 Uhr auf dem Autokino-Gelände am Heiligengeistfeld einen beeindruckenden Auftritt: eine starke Tanzperformance, erarbeitet mit der Choreographin Andy Calypso in nur einer Woche.

Zu sehen unter:

https://www.youtube.com/watch?v=lKD4NrfDBgc

Über den Jugendlichen, an die Outdoor-Kinoleinwand, projiziert das Plakat „Niemand tanzt, Stadt braucht Impulse. Stadt braucht Seele.“ Niemand tanzt? Der Flashmob ist surreal, so wie die finanziell äußerst angespannte Situation der Stiftung Kultur Palast Hamburg auch. Eingerahmt je in 1,50 coronakonforme Kreise brachten 35 Jugendliche das auf den harten Untergrund, was in COVID-19-Zeiten eben nicht mehr möglich ist. Statt 30 bis 40 Jungen und Mädchen pro Kurs können sich derzeit nur sechs bis sieben Kids zum Training treffen.

Seit März brechen Spenden weg, Veranstaltungseinnahmen für die Finanzierung fehlen. Das Budget schrumpft, die Wartelisten werden länger. Wie der Hamburger Kultursenator vergangene Woche in einem Interview mit dem Onlineportal „Tagesspiegel“ verlauten ließ, ‚hofft Carsten Brosda, dass die Gesellschaft nach Corona eine bessere werden könne als zuvor. Sicher sei das indes nicht. Brosda fordert ein effizienteres Unterstützungssystem für krisengeschüttelte Freiberufler in der Kultur.‘ Und was ist mit der Jugendkultur?

Der Titel Break Free passt hervorragend zum Auftritt der jungen Billstedter Tänzer, ihren Selbstwirksamkeitserlebnissen und zu der aktuellen Black Lives Matter Bewegung, macht ein Blick auf den Refrain des Songs deutlich: „Since I was a little girl they tell me I`m no good. They tell me to stay down, down where I belong…” Dörte Inselmann, Intendantin der Stiftung Kultur Palast Hamburg, dazu: „Viele sprechen schon jetzt in der Corona-Zeit von einer verlorenen Generation: keine bzw. nur wenig Schulunterricht, Rückgang der Ausbildungsplätze, Vereinsamung und psychologische Probleme sind nur ein Teil der Corona-Folgen für die Heranwachsenden. Jährlich unterstützen wir mehrere 1.000 junge Menschen in ihrer Entwicklung. In Corona-Zeiten ist das nur bedingt möglich. Darum müssen wir die Summe unserer Angebote deutlich erhöhen, um allen Auflagen gerecht zu werden. Mit dem Flashmob und der heute startenden Plakat-Kampagne hoffen wir auf die Unterstützung der Hamburger*innen. Damit es heißen kann: Alle tanzen wieder“.

Das Spendenkonto der Stiftung Kultur Palast Hamburg:
Stichwort: Kultur Palast
IBAN: DE49 2512 0510 0009 4427 00
BIC: BFSWDE33HAN

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