(CIS-intern) – Der Künstler Stan Back ist vor drei Jahren in Costa Rica verschwunden. Die Kulturwissenschaftlerin Jules Beauregard veröffentlichte die auf seinem Laptop gefundenen Texte und Musikaufnahmen, welche nun in Form einer literarischen Lesung mit live Soundscapes und Musik von der Band The Noise Glam performt werden.
Die Performance “The Ups and Downs of Stan Back” ist dem Elektro Gonzo-Stil verbunden, wie Stan Back seinen Sound nannte. Keine Musikrichtung ist dem Elektro Gonzo heilig: Er ist eine schmutzige Reportage der Welt als Musik, in der Gedichte in Noise aufgehen, eine im besten Sinne gesprengte literarische Lesung als Musikperformance.
Hört man den poetischen Beat der im Buch versammelten Artefakte, Fotografien, Zeichnungen, Texte und somit die multimediale Erzählung als Linernotes für Stan Backs Musikalbum “The Ups & Downs of a Hermeneutical Transvestite” und die neue EP “Nervous Politics”, dann entsteht eine unauflösbare Dissonanz: Sie entziehen sich einer eingängigen PR-Rhetorik. Das Album widerspricht einer konventionellen Warenästhetik, da das Buch als Ausgangstext eine strategische Komplexitätsmaximierung betreibt. Das ist das Konzept.
Foto: Presse Stan Back
Jean-François Lyotard schreibt 1985: “Der Medienmarkt schafft eine Tyrannei von Meinungen, und das Kriterium des ‘Erfolgs’ lässt jegliche Achtung schwinden: die Achtung vor dem Leben, dem Tod und der Natur, den Gefühlen und dem Wissen – die Achtung vor dem Menschen.” Und Hakim Bey folgert 1994: “Das Zucken des simulierten Staates wird ‘spektakulär’ sein, aber in den meisten Fällen wird die beste und radikalste Taktik sein, sich spektakulärer Gewalt zu verweigern, sich aus dem Feld der Simulation zurückzuziehen, zu verschwinden.”
Das existenzielle Verwobensein des Künstlersubjekts in ein von Marktlogik, Image- und Labelpolitik beherrschtes Effektivitätsdenken bestimmt gegenwärtig global die Arbeit im Feld der Kunst. Vermutlich kann die Konsequenz dieser nervösen Politik nur noch das Verschwinden sein.
Stan Back verstand die starke Kommerzialisierung der Kunst und Kultur seit dem Jahr 2000 als eine Abschaffung künstlerischer Freiheit. Dabei fühlte er ein krasses Unbehagen aufgrund seiner eigenen Unzeitgemäßheit. Neoliberale Selbstgefälligkeit hat Stan Back ins post-hysterische Herz der Finsternis getrieben
The Ups and Downs of Stan Back – Buchvorstellung und Musik
Künstler: Stan Back & The Noise Glam
Mitwirkende: Daniel Door (Sampling), Alfred Janta (Bass), Volker Groht (Guit.), Thomas Meier (Synth.), Nike Rasche (Perc.), Stefan Römer (Voice)
“The ups and downs of Stan Back”
Format: 165 x 240 mm
80 Seiten, teilweise farbig & crossmediale QR-Codes
Hg. Stefan Römer, Renate Wiehager
Vorwort: Jules Beauregard
alle Texte, Musik und Zeichnungen von Stan Back
Gestaltung: fernkopie, Berlin
© Stefan Römer, Berlin 2013
Textem Verlag, Hamburg 2013
a-musik, Köln
Bestellungen unter versand@textem.de