Das Internationale Sommerfestival 2016 auf Kampnagel in Hamburg

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sommerfest(CIS-intern) – Vom 10. bis zum 28. August 2016 sind die Grenzen offen. Das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg bringt Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt zusammen und setzt auf ein ebenso diverses Publikum für ein Programm-Crossover verschiedener Genres und Disziplinen. Mit seiner Uraufführung AUGURI zur Eröffnung klebt der französische Choreograf Olivier Dubois noch ein Label auf das Festivalpaket: darauf steht „Lebensfreude“, das Thema seiner neuesten Arbeit. Insgesamt fünf Stücke hat das Festival 2016 produziert, die als Weltpremieren in Hamburg zu sehen sein werden. Alle stehen für das Interesse von Festivalleiter András Siebold, Künstler*innen verschiedener Sparten miteinander zu vernetzen, die sich an unserer gesellschaftlichen Gegenwart abarbeiten und daraus Zukunftsvisionen in neuen künstlerischen Formaten entwickeln.

Die zweite Festival-Uraufführung hält allerdings an einem sehr traditionellen Entertainmentformat fest: dem Zirkus. Neu ist, dass Performance-Künstler*innen die von Theatermacher Philippe Quesne entworfene Manege bespielen werden. Stars aus der Szene wie Meg Stuart, Antonia Baehr, Jeremy Wade u.v.m. entwickeln kurze, bis zu 20 Minuten lange Performances und bieten dem Publikum zwei Wochen lang Abend für Abend THE GREATEST SHOW ON EARTH auf Kampnagel bevor der Performancezirkus u.a. an den Mousonturm in Frankfurt weiter zieht.

Für beste Unterhaltung steht auch das Genre Musical, das der Hamburger Musiker, Komponist und Produzent Thies Mynther in unsere Internet-Gegenwart holt. Zusammen mit dem israelischen Regisseur Jason Danino Holt widmet er der Pornografie und ihrer digitalen Reproduzierbarkeit eine musikalische Revue, die von der Biografie der US-amerikanischen Ballerina und späteren Porn-Chic-Queen Georgina Spelvin inspiriert ist. (Uraufführung am 11.8.).

Das Internet ist Inspirationsquelle für viele künstlerische Arbeiten, die wir in einem Schwerpunkt zu KUNST UND DIGITALEM AKTIVISMUS bündeln. Darunter sind sowohl Performances wie MY STORIES, YOUR EMAILS von der ehemaligen Forced Entertainment-Performerin Ursula Martinez, die Sexismus im Internet in feministischer Stand-up Comedy verarbeitet; LESSONS OF LEAKING vom Kollektiv Machina eX, eine Performance als theatrales Game bei der jeweils 12 Zuschauer*innen zu potenziellen Whistleblowern werden; oder CALL A SPY vom Peng! Collective, bei dem das Publikum versuchen kann, echte Geheimdienstmitarbeiter*innen per Anruf zum Ausstieg zu bewegen. In Kooperation mit der Körber-Stiftung gibt es in der zweiten Festivalwoche dazu den umfangreichen Theorie-Teil DATAPOLITICS mit Lectures und Workshops von Künstler*innen und Aktivist*innen wie Adam Harvey, der ein Make-Up-Tutorial gibt, um biometrische Gesichtserkennung auszutricksen, oder dem Fab Lab St. Pauli, die einen Handy-Bau-Workshop anbieten. In der dritten Festivalwoche am 24.08. gibt es dann drei Vorträge in Kooperation mit der ZEIT-Stiftung, u.a. mit dem Harvard-Professor, letztjährigem US-Präsidentschaftskandidaten und digitalen Vordenker Lawrence Lessig.

Zu den größten Popstars der digitalen Welt mit 100.000 Songs und 170.000 YouTube Videos gehört das blauhaarige Mädchen Hatsune Miku, für die der japanische Komponist und Musiker Keiichiro Shibuya die Pop-Oper THE END geschrieben hat, die beim Internationalen Sommerfestival zum ersten Mal in Deutschland zu erleben ist. In Kostümen von Louis Vuitton, zu Musik zwischen Elektronik und Klavier wird Hatsune Miku, die in der Netzwelt jeder mit eigenen Songs zum Leben erwecken kann, überlebensgroß in ein Bühnenbild projiziert. Ein hyper-realistisches Setting hat dagegen der japanische Theatermacher Kuro Tanino für seine Produktion AVIDYA – DAS GASTHAUS DER DUNKELHEIT gewählt. Das Publikum schaut direkt hinein in ein traditionelles Onsen-Gasthaus, in dessen heißen Bädern die Gäste sitzen, ihre Geschichten erzählen und einen intimen Einblick in die japanische Gesellschaft gewähren. (Europapremiere ist am 11.8.).

Mit Lena Chamamyan ist einer der realen großen Popstars der arabischen Welt zum Festival eingeladen. Die syrisch-armenische Sängerin, die seit einigen Jahren in Paris lebt, füllt die größten Konzertsäle zwischen Istanbul und London und ist mit ihrer Musik, die östliche mit westlichen Harmonien verbindet, so etwas wie die utopische Pop-Stimme der syrischen Zukunft geworden. Am 13. August spielt sie (seit 2006) ihr erstes großes Konzert in Deutschland.

Zum ersten Mal auf Tour, obwohl er sein Solo-Tape schon 1994 veröffentlicht hatte, ist der ghanaische Musiker Ata Kak. Drei seiner Musik-Kassetten wurden damals verkauft, eine Jahre später an den New Yorker Musik-Nerd Brian Shimkovitz, der Ata Kaks Afro-Disco-Rap 2015 auf seinem Label veröffentlicht und damit 21 Jahre später einen regelrechten Hype ausgelöst hat. Ata Kaks Konzert zur Festivaleröffnung am 10. August ist gleichzeitig Start der Reihe In/Audible Sounds, die Doppelkonzerte von Musikern und Bands aus verschiedenen Ländern Afrikas mit musikalischen Counterparts aus Deutschland initiiert, um hörbar zu machen, wie vermeintlich „westliche“ Musik-Stile globale Phänomene waren und sind. Neues aus der experimentellen Club-Musik bringen beispielsweise der Äthiopier Mikael Seifu und die in Japan aufgewachsene und in Berlin lebende Musikerin Kyoka zusammen und die Death-Metal-Cowboys Overthrust aus Botswana treffen am 17.8. auf das Kölner Black Metal-Ungetüm Ultha.

Während die Grenze um Europa engmaschiger wird, zeigt sich das Internationale Sommerfestival offen für verschiedene Stile, Ästhetiken und ungewönliche künstlerische Kooperationen. Der große Tanzabend TENIR LE TEMPS des französischen Choreografen Rachid Ouramdane und danach ORIENTAL KARAOKE. Mit der Hamburger Gruppe LIGNA ganz allein die Uraufführung der interaktiven Performance THE KOMMUNITY erleben und sich dann gemeinsam mit Jan Plewka und Band in Tom Strombergs neuestem Musiktheater von der MACHT DER MUSIK verzaubern lassen. Zuerst die Kinder in Tabea Martins Tanzstück PINK FOR GIRLS AND BLUE FOR BOYS mitnehmen und später in Miet Warlops neuesten Bühnenstreich FRUITS OF LABOR eintauchen, eine psychoaktive Parade mit Objekten und Musikern.

Festivalleiter András Siebold:
„Ich freue mich darauf Arbeiten zu präsentieren, die zeigen, wie hellhörig künstlerische Zukunftsentwürfe außerhalb unseres kleinen deutschen Dorfes für die Sounds der Gegenwart sind.“

Komplettes Programm online unter:
www.kampnagel.de/internationales-sommerfestival

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